7. Die 14-Nothelfer-Kapelle (alter Friedhof)
Der einstige Ruhm der böhmerwälder Glasmacher materialisiert sich im anmutigen und außergewöhnlich stilreinen Barockbau auf dem altem Friedhof, der an der Friedhofsmauer unweit der ältesten Kirche Vimperks, der Kirche Hl. Bartholomäus, zu finden ist. Die Kapelle wurde im Jahre 1708 von Michal Müller gestiftet, dem wahrscheinlich berühmtesten Glasmacher im Böhmerwald, dem Erfinder zweier neuen Glasarten - des Kreideglases (klares, sehr hartes und kristallähnliches Glas) und des Rubinglases, das ohne Goldzusatz nur mit Hilfe von Kupferoxid hergestellt wird. Von der Hütte Michlova huť (Helmbach) bei Vimperk kamen diese neuen Glasarten am Ende des 17. Jahrhunderts schnell auf die damaligen Märkte Europas. Die Produkte der geschickten Glasmacher aus Böhmen bedeuteten für das bisher herrschende venedische Glas zum ersten Mal eine harte Konkurrenz.
Michal Müller wurde reich, und die 14-Nothelfer-Kapelle wollte er als sein Denkmal und als Familiengruft erbauen. Mit den Bauarbeiten begann er kurz vor seinem Tode, denn schon im Jahre 1709 starb er im gesegneten Alter von 70 Jahren, und die Vollendung des Baus übernahm sein Sohn Valentin Antonín als frommes Vermächtnis seines Vaters. Die Kapelle und die Gruft unter dem Kapellenboden vollendete er im Jahre 1714, darauf weist die deutsche Inschrift in der Barockkartusche über dem Eingang hin.
Die Kapelle ist ein einschiffiger Bau mit Quadratpresbyterium, einfacher Stirnwand, zwei muschelartigen Nischen und einem kleinen Türmchen. Wenn Sie den Innenraum betreten, entdecken Sie einen kleinen Holzchor mit gemalter Decke im sonst fast leeren Raum. Im gewölbten Innenraum ist die stille barocke Frommigkeit des Mannes allgegenwärtig, der in dieser Welt vieles erreicht hat, der vor Gott und an der Schwelle zur Ewigkeit aber bescheiden und demütig blieb.
Gruften auf dem Friedhof: Engel aus Sandstein über dem Grab von Josef Taschek von Em. Max vom Jahr 1862 und Statue des segnenden Erlösers aus Sandstein über dem Grab von Vilém Kralik, Ritter von Meyrswalden, von L. Šimek aus dem Jahre 1878.
