Geschichte der Stadt Vimperk

Touristisches Informationssystem, obr: 53 title=Ein großer Teil der heutigen Landschaft in der Umgebung von Vimperk wurde in der Urzeit von weitläufigen Flächen dichter Urwälder bedeckt. Zur ersten Besiedlung kam es erst in der Bronzezeit, und zwar überwiegend im nördlichen Teil der Region. Die berühmteste urzeitliche Spur auf diesem Gebiet ist die mächtige Burgstätte Věnec bei Lčovice, die noch von keltischen Bojen im 1. Jahrhundert v. Chr. bewohnt wurde. Im Mittelalter wurde nach dem böhmischen Innenland nur langsam auch das Böhmerwalder Vorland besiedelt; das ganze Gebiet des eigentlichen Böhmerwaldes lag im Schatten des tiefen Grenzforstes.

Die ersten Bemühungen, ihn zu durchdringen, hängen erst mit der Gründung der Burg Vimperk (vorm Jahr 1263) und mit dem Geschlecht der Herren von Janovice zusammen. Einen großen Impuls gab dem ganzen Gebiet die Gründung einer neuen Abzweigung des berühmten Goldenen Steiges, welche ab der Wende des 13. und 14. Jahrhunderts in die Marktsiedlung unter der Burg von Vimperk führte. Zu ihrem Schutz wurde die Wachburg Kunžvart (Kuschwarda) unweit des heutigen Grenzüberganges Strážný errichtet; seit dem 14. Jahrhundert entstanden entlang des Steiges neue Siedlungen, die die menschliche Besiedlung näher an die Landesgrenze brachten. Der Verkehr auf der Winterberger Abzweigung des Goldenen Steiges wurde im Verlauf des 14. Jahrhunderts immer lebhafter; davon profitierten die Herren der Winterberger Burg sowie die ganze Gegend. Ab dem 14. Jahrhundert herrschte in Vimperk für ein ganzes Jahrhundert das Adelsgeschlecht der Kaplířové von Sulevice, und ihre Wirkung zeigte sich mehr als wohltuend. Sie führten das ganze Gebiet durch die Stürme der Hussitenkriege und die darauffolgende unruhige Podebrader Zeit, sie erneuerten den Verkehr auf dem Goldenen Steig, und im Jahre 1479 erreichten sie, dass Vimperk zur Stadt erhoben wurde.

Sie behaupteten sich auch in der starken Konkurrenz mit der benachbarten Stadt Prachatice, die als Verwalter der Prachatitzer Hauptlinie des Goldenen Steiges diese Konkurrenz der Winterberger Abzweigung nur ungern duldete. Im 16. Jahrhundert wurden beide Abzweigungen von den Rosenbergern kontrolliert, und unter ihrem Patronat erreichte der Handel am Goldenen Steig seinen Höhepunkt.

Der Dreißigjährige Krieg und das aufgezwungene Monopol der Habsburger über die Einfuhr ihres "österreichischen Salzes" über Č. Budějovice (Budweis) nach Böhmen bedeuteten das Ende des berühmten Goldenen Steiges und den Verfall für seine Zielstädte und die umliegenden Gebiete. Der Salzhandel am Goldenen Steig verfiel am Anfang des 18. Jahrhunderts, und Vimperk sowie die ganze Gegend mussten neue Quellen für den Lebensunterhalt suchen. Es kam zur Entwicklung der Glasindustrie. Seit dem 19. Jahrhundert wurden viele Menschen in den Industriebetrieben und in den Druckereien in Vimperk beschäftigt.

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Die Bewohner von Vimperk und dem südlichen Hochgebirgsteil des Böhmerwalds wurden seit dem 17. Jahrhundert germanisiert; diese Entwicklung setzte sich auch unter der neuen Herrschaft der Fürsten von Schwarzenberg (ab dem Jahr 1719) fort. Der nördliche Teil des Gebietes wurde weiterhin von tschechischer Bevölkerung bewohnt, die zweisprachige Prägung dieser Gegend überdauerte bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Die Abschiebung der deutschen Bevölkerung und die darauf folgende kommunistische Periode hatten für Vimperk und seine Umgebung schwere Folgen. Nach dem Jahr 1989 bekommt dieses Gebiet langsam seine einstige Bedeutung einer prosperierenden Grenzverbindung zwischen Tschechien und deutschem Donauland und eines bedeutenden Zentrums am Goldenen Steig zurück.

Die romantische Lage auf dem Felsvorsprung über dem Fluss Volyňka und die malerische Silhouette mit dem auf einem Hügel gelegenen Schloss, den Stadtmauern, dem hohen Turm der Mariä-Heimsuchung-Kirche und den dicht gedrängten alten Häusern, das alles verleiht Vimperk den Charakter einer mittelalterlichen Stadt. Das Mittelalter hat diese Marktsiedlung wirklich geprägt. Die erste bewohnte Stelle war die Burg, die sehr wahrscheinlich als eine königliche Burg um das Jahr 1260 gegründet wurde. Purkart von Janovice, ein Günstling des Königs Přemysl Otakar II. und ein bedeutender Beamter des Landes brachte wahrscheinlich später in seiner Funktion als Winterberger Burggraf die Burg und die dazugehörigen Ländereien in seinen Besitz. Noch im 13. Jahrhundert entstand unweit der Burg die frühgotische St. Bartholomäus-Kirche. Das Geschlecht der Herren von Janovice begann nach dem Willen der Premyslider Herrscher das unbewohnte Gebiet des Böhmerwaldes südlich und östlich von Vimperk zu kolonisieren und gründete auch unter der Burg eine Marktsiedlung, in der sich Händler und Handwerker nach und nach niederließen. Ab der Wende des 13. und 14. Jahrhunderts kamen auf der neuen Abzweigung des Goldenen Steiges aus Passau die Säumerkarawanen mit ihren Waren. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde im unteren Teil der Siedlung eine Pfarrkirche erbaut. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging Vimperk in den direkten Besitz des Königs über, und König Václav IV. verpfändete es dem Adelsgeschlecht Kaplíři von Sulevice. Diese herrschten hier über die ganze Zeit der Hussitenkriege und während der darauffolgenden Zeit, und durch ihren Verdienst wurde die Marktsiedlung unter der Burg im Jahr 1479 zur Stadt erhoben und mit Steinmauern befestigt. Der Letzte des Geschlechtes Kaplíři in Vimperk, Petr, vererbte im Jahre 1494 die Burg, die Stadt und den ganzen Großgrundbesitz dem verwandten Adelsgeschlecht Malovcové. Die Malovcové verloren Vimperk wegen ihrer Beteiligung am Aufstand gegen die Habsburger im Jahre 1547, und nach ihnen wechselte sich hier eine ganze Reihe von führenden Adelsgeschlechtern des böhmischen Königsreiches ab – die Herren von Hradec, die Rosenberger, die Novohradští von Kolovrat. Besonders Wilhelm von Rosenberg hatte Vimperk liebgewonnen, weilte hier oft mit seinen Ehefrauen und seinem Gefolge; er ließ zu diesem Zweck die alte Burg zu einem prunkvollen Schloss umbauen. In den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts lebte hier auch sein berühmter Bruder Petr Vok, der das Schloss und den Großgrundbesitz in den Jahren 1565-1601 besaß. Im Jahre 1630 erwarb der Fürst Johann Ulrich von Eggenberg Vimperk, und seit dieser Zeit wurden die Stadt und die dazugehörigen Besitztümer Eigentum der umfangreichen Herrschaft der Eggenberger und ab dem Jahr 1719 der Schwarzenberger.

Touristisches Informationssystem, obr: 55 title= Eine bedeutende finanzielle Quelle für die Stadt Vimperk waren ohne Zweifel die Einnahmen aus dem auf dem Goldenen Steig betriebenen Handel. Der Salzhandel war einträglich, und deswegen kam es auch zu einigen Streitigkeiten. Prachatice – die bedeutendste böhmische Stadt am Goldenen Steig betrachtete Vimperk als unerwünschten Konkurrenten und bemühte sich mit wechselndem Erfolg, sie in ihren Unternehmungen einzuschränken. Nach dem Vertrag aus dem Jahr 1502 konnten die Säumer wählen, ob sie ihre Salzfracht nach Prachatice oder nach Vimperk bringen wollen und niemand konnte sie daran hindern. Die Winterberger ließen ihr Benutzerrecht am Goldenen Steig auch im Stadtprivileg des Königs Vladislav Jagellonský aus dem Jahr 1479 verankern.

Vimperk wurde am Anfang der Hussitenkriege von den Hussiten erobert, danach noch einmal im Jahr 1468 von den Truppen des Passauer Bischofs im Rahmen des Kampfes gegen Jiří von Poděbradý und zum letzten Mal zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1619 vom Standesheer des Grafen Mansfeld.

Nach dem Verfall der Stadt im 18. Jahrhundert kam es im folgenden Jahrhundert zu einem neuen Aufschwung, und aus Vimperk wurde eines der Industriezentren an der Schwelle zum Böhmerwald. Im Jahr 1907 befanden sich hier eine Fabrik für Hohlglasherstellung, zwei Ziegeleien, ein Kalkofen, eine Maschinenschlosserei, eine Fabrik für Knochenwaren, eine Streichholzfabrik, zwei Sägewerke, drei Druckereien, zwei Bierbrauereien und viele weitere kleinere Betriebe. Den Industriecharakter behielt die Stadt auch nach der Abschiebung der deutschen Bevölkerung und während der kommunistischen Ära; nach dem Jahre 1989 wurden jedoch eine ganze Reihe von Betrieben geschlossen. Vimperk sucht zur Zeit eine neue Identität und möchte sie überwiegend auf dem Tourismus aufbauen.