Buchdrucktradition

Vimperk roch über Jahrhunderte nach Druckerschwärze, und während dieser ganzen Zeit machten sich Tausende und Millionen von Büchern auf den Weg in die weite Welt. Es waren große, kleine und auch Miniaturbücher, ernst und unterhaltsam, von großen Autoren und auch ganz unbekannten Schreibern. Die Tradition war groß und klangvoll. Nach Pilsen war Vimperk die zweite böhmische Stadt, in der bereits im 15. Jahrhundert Bücher gedruckt wurden. Im Jahre 1484 druckte hier der Passauer Drucker Johann Alacraw drei verschiedene Bücher, u.a. den ersten gedruckten tschechischen Kalender für das Kalenderjahr 1485. Zu dieser Zeit fanden jedoch größere Auflagen von gedruckten Büchern keinen Absatz und Johann Alacraw kehrte nach Passau zurück.

Schloss Vimperk, Ausstellung "Buchdruck", Foto: Lubor Mrázek

An diese Episode knüpfte erst im 19. Jahrhundert Johann Steinbrener (1835-1909) an, der im Jahre 1855 in Vimperk eine Druckerwerkstatt eröffnete. Er begann mit dem Druck von Gebetsbüchern, aber im Jahre 1875 ging er zum Druck der zu der Zeit sehr beliebten Kalender über. Bereits im Jahre 1873 nahm er an der Weltausstellung in Wien teil und breitete den Absatzmarkt für seine Drucke über den größten Teil Europas und sogar in Übersee aus. Die Entwicklung der Firma ging auch nach dem Tode ihres Gründers weiter; bis zum Jahr 1930 druckte die Druckerei in Vimperk über 34 Millionen Kalender und über 96 Millionen Gebetsbücher in mehr als zwanzig Sprachen. Neben diesen erfolgreichsten Bucharten wurden auch Jugendbücher usw. gedruckt.

Die Druckindustrie bestand in Vimperk auch nach dem 2. Weltkrieg fort. Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts spezialisierte sich die hiesige Druckerei auf die Bücherherstellung; sie wurde u.a. für ihre Miniaturausgaben im Lederband – sog. „Kolibris“, und für den Druck von Bibliophilien bekannt. Nach der Privatisierung der Druckerei im Jahre 1993 war sie nicht mehr lange in Betrieb, und die Herstellung wurde hier im Jahre 2003 ganz eingestellt. Der Bücherdruck verschwand aber aus Vimperk nicht ganz, die Druckertradition in der Stadt wird von kleineren privaten Druckerein fortgesetzt.